ALFA 75 

Die letzte Limousine Alfa Romeos, entwickelt aus der technischen Erbmasse der Alfetta, mausert sich in den letzten Jahren mehr und mehr zum anerkannten und begehrten Klassiker. Der 75 nimmt eine besondere Stellung in der Firmengeschichte ein, als letzte eigenständige Entwicklung des Hauses Alfa Romeo vor der Übernahme durch Fiat. Sein Charakter fasziniert und das Attribut "hemdsärmlig" und dabei kraftstrotzend und direkt beschreibt diesen Typ perfekt.

Ein Alfa 75 wurde nicht gebaut, um entspannt von A nach B zu reisen. Der Weg dazwischen ist das Ziel - je kurviger desto besser. Alfas Ingenieure haben bei diesem Modell noch Technik eingebaut, die einzig und allein dem dynamischen Fahrspaß dient. Ein Werk aus einer Zeit, als Buchhalter noch nichts zu melden hatten.



Eine Vielzahl von Versionen sind entstanden. Die italienische Oldtimerzeitschrift "Ruoteclassiche" hat im Oktober 2015 in einem großen "Buyersguide" es schön auf den Punkt gebracht: Jedes Modell (vielleicht mit Ausnahme der Diesel) hat es verdient, einen Platz in der Garage eines Liebhabers zu finden.
Hier nun soll etwas Licht in das Dickicht der 75-Varianten kommen.

Die Baureihe "Alfa 75" ist auf den ersten Blick eigentlich übersichtlich gegliedert.

Es hat sich eingebürgert, von drei Baureihen zu sprechen. Die erste Serie ab der Präsentation im Mai 1985 bis zum Frühjahr 1987, die Zweite von 1987 bis 1988 und die dritte Generation bis zum Produktionsende 1992. Diese Einteilung bezieht sich hauptsächlich auf Restylingmaßnahmen. Diese gingen aber nicht immer mit technischen Änderungen konform. Die Einführung oder Änderung von Modellvarianten oder Ausstattungen wurde nicht immer zeitgleich mit dem Wechsel der Serien in den Markt eingeführt.

Heutzutage fällt es oft schwer, Fahrzeuge genau zuzuordnen. Zum einen wurden viele Merkmale an den Fahrzeugen von deren Besitzern im Laufe der Jahre verändert, zum anderen wurden schon seinerzeit Lagerfahrzeuge vor der Erstzulassung "aufgepeppt" um sie besser verkaufen zu können. Möglicherweise flossen schon im Werk in Arese Teile aus älteren Serien noch in die jeweils neuere Produktion ein.
Zu guter Letzt war auch die jeweilige Einführung auf den verschiedenen Märkten unterschiedlich. Und schon damals gab es Reimporte zwischen den Ländern.

Genauen Aufschluß gibt das "centro documentazione Alfa Romeo", bis heute in Arese ansässig. Früher unter der Leitung von Marco Fazio wird es derzeit (1.Halbjahr 2016) neu organisiert. Eine Anfrage dort (am besten auf englisch) mit der jeweiligen Fahrgestellnummer wurde bislang zügig beantwortet.
Die Emailadresse lautet: centrodocumentazione@museoalfaromeo.com
Für den Sommer 2016 ist eine neue Homepage mit direkter Abfragemöglichkeit angekündigt.

Hier nun die Einteilung in die drei Serien und die wichtigsten Erkennungsmerkmale. Es gibt noch eine Vielzahl an weiteren Änderungen (Bedienelemente, Schalter, AlfaRomeoControl, Teppiche, Polster, Verglasung, etc), die hier der Übersicht wegen nicht erwähnt werden.
Was sich also auf den ersten Blick noch überschaubar darstellt, wird bei genauer Betrachtung recht diffizil und spannend.

Erste Serie

Bauzeit:
1985 - 1987

Modelle:
1.6 - 1.8 - 1.8 turbo (ab 86) - 2.0 - 2.5 QV - 2.0 TD

typische Merkmale:

Instrumentengraphik mit weißen Ziffern, Skalierung mit langen Strichen

Typenschild, Metallplatte mit geschwärzten Buchstaben und Ziffern, bzw invers

Rückleuchten und Reflektorleiste gelb

Kühlermaske grau

Außenspiegel mit eckigem Gehäuse

weiter:
Innenraum: schwarzer Armaturenträger, Himmel und Verkleidungen, Sitze
Karosserie: Vergasermodelle und Diesel mit nach unten geprägter Motorhaube, keine Spoilerleiste, kein Modell der ersten Serie trug die in Wagenfarbe lackierten Schwellerverblendungen, Radlaufverbreiterungen gab es nur beim Turbobenziner; diese sind nicht identisch mit denen der "Twin Spark" und "america´s" späterer Serien, braune und blaue Verglasung;

Zweite Serie

Bauzeit:
1987 - 1988

Modelle:
1.6 - 1.8 - 1.8 turbo america - 1.8 turbo evoluzione - 2.0 TS - 2.5 6V - 2.0 TD - 3.0 6V america

typische Merkmale:

Instrumentengraphik orange beschriftet

Typenschild, Buchstaben und Ziffern auf dunkelblauem Feld

Rückleuchten und Reflektorleiste gelb (wie erste Serie)

Kühlermaske (wie erste Serie)

Außenspiegel mit abgerundetem Gehäuse

weiter:
Innenraum: grauer Armaturenträger, Himmel und Verkleidungen,
Karosserie: umlaufende Kunststoffleiste als Spoiler ausgeführt (außer bei Vergasermodellen), Radlaufverbreiterungen und Schwellerverblendung bei TS, Turbo, 2,5 und 3,0

Dritte Serie

Bauzeit:
1988 - 1992

Modelle:
1.6 - 1.6 IE - 1.8 - 1.8 IE - 1.8 turbo america (inkl. limited) - 1.8 turbo QV - 2.0 TS (inkl. limited) - 3.0 V6 america (bis 1990) - 3.0 V6 QV (ab 1990) - 2.0 TD - 2.4 TD

typische Merkmale:

Instrumentengraphik weiße Ziffern

Typenschild in chromglänzenden Einzelbuchstaben

Rückleuchten und Reflektorleiste rot

Kühlermaske mit Rahmen in Wagenfarbe

Außenspiegel wie 2.Serie (bei "limited" Modellen wie hier in Wagenfarbe)

weiter:
Innenraum: grauer Armaturenträger, Himmel und Verkleidungen, teilweise neue Materialien bei den Sitzen,
Karosserie: umlaufende Kunststoffleiste als Spoiler ausgeführt, Radlaufverbreiterungen und Schwellerverblendung bei TS, Turbo america, 3.0 america, 2.4 TD sowie Sonderserien (z.B 1.8 IE Indy)