„il cuneo sportivo“ 

Herbst 1977: Niki Lauda schließt einen Vertrag mit Brabham Alfa Romeo für die kommende Saison ab und Alfa Romeo präsentiert den Nachfolger der seit 1962 produzierten Giulia: Die Nuova Giulietta - Typ 116. Sie basiert auf der Bodengruppe der 1972 vorgestellten Alfetta und war bei gleichem Radstand etwas kürzer, breiter und vor allem günstiger.

Noch bevor Porsche auf diese Technologie aufsprang verbaute Alfa Romeo bei der Alfetta die Transaxle-Technik in der Großserie. Zur besseren Gewichtsverteilung (50% vorne und 50% hinten) sitzen Getriebe, Kupplung und Differenzial gemeinsam an der Hinterachse. Auch die Bremssättel der Scheibenbremsen waren hinten direkt ans Getriebe montiert, um die ungefederten Massen aussen an den Rädern zu verringern. Scheibenbremsen vorne und hinten, das gab´s damals sonst eher nur in der Oberklasse...

Diese Bauweise war damals ein unglaublicher Aufwand und sollte sich in größeren Stückzahlen rechnen. Daher wuchs auf Basis des Chassis 116 schließlich eine ganze Modellfamilie heran: 1974 erschien das Coupe Alfetta GT, 1977 eben die neue Giulietta und 1985 der Alfa 75.


Hier ein Werbevideo von 1977 mit Niki Lauda:

Für das Design war Ermanno Cressoni verantwortlich, er war nach 10 Jahren in Arese seit 1975 auch Chef vom Centro Stile Alfa Romeo. Cressoni schuf mit der Giulietta eine Form, die sich sehr an der Windschlüpfrigkeit orientierte. Eine eigenständige Keilform mit integriertem Heckspoiler als Novum und seiner Zeit weit voraus, das Konzept fand bald Nachahmer - auch bei deutschen Automobilen. Eine Stufenheck-Limousine mit bestem CW-Wert musste einfach so aussehen...

Innen herrschten in etwa die gleichen Raumverhältnisse wie in der Alfetta, getönte Scheiben rundum waren Serie, ebenso eine heizbare Heckscheibe.
Für einen Viertürer ist der Kofferraum mit 210 Liter Fassungsvermögen allerdings etwas klein, bedingt durch den hinter der Rückbank stehenden Tank und ein innenliegendes Reserverad.





Die Instrumente und Anzeigen waren auf das Armaturenbrett als Kasten aufgesetzt. Tacho und Drehzahlmesser drehten gegenläufig von unten nach oben und zeigten mit zunehmendem Tempo allmählich gemeinsam in den Himmel...
Auch waren alle wichtigen Zusatzinstrumente vorhanden:
neben dem Drehzahlmesser auch Öldruck, Wassertemperatur und natürlich eine Tankanzeige
Überhaupt war vieles an eine futuristische Ausrichtung angelehnt, eine Digitaluhr oberhalb des Innenrückspiegels und Lenkrad mit wulstiger Kunststoff-Prallplatte.
Und gut ausstatten konnte man den Alfa auch: z.B. mit Nebelscheinwerfern, elektrischen Fensterhebern, Zentralverriegelung oder Klimaanlage – je nach Motorisierung.
Die mittleren Lüftungsdüsen, die eckigen der ersten Serie, teilte sich die Giulietta mit einigen Modellen mit dem springenden Pferd.

Technisch hatte die Giulietta folgende Daten zu bieten:
Reihenvierzylinder, vorn längs, zwei obenliegende Nockenwellen, über eine Duplexkette angetrieben.
zwei Ventile pro Zylinder, zwei Doppelvergaser von Dellorto zw. Solex
Antrieb: Fünfgang Schaltgetriebe und Hinterradantrieb
Fahrwerk: Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern und Drehstäben mit Stossdämpfern vorn, DeDion-Achse mit Schraubenfedern und Dämpfern sowie mit Wattgestänge hinten, zur besseren Seitenführung der Hinterräder in den Kurven. Auch gab es einen Stabilisator vorne und hinten
Maße: Radstand 2510 mm Länge/Breite/ Höhe 4210/1650/1400





Es gab prinzipiell 3 Serien mit unterschiedlichen Sondermodellen:

Serie 1 von 1977 bis 1981



Serie 2 von 1981 bis 1983



Serie 3 von 1983 bis 1985




Zur Premiere wurden vorerst die kleineren Motorvarianten 1,3 (95 PS) und 1,6 (108 PS) präsentiert, um sich zur grösseren Alfetta deutlicher abzugrenzen.
1979 wurden auch die stärkeren Motorvarianten übernommen mit 1,8 (120 PS) und 2,0 (128 PS).

1981 erfolgte das erste umfangreiche Facelift, u.a. mit schmalen Seitenleisten, Stossstangen aus Kunststoff und anderem Interieur, wo ab nun ein Dreispeichenlenkrad (Kunststoff oder Holzimitat) verbaut war. Die Armaturen waren nun in schwarz mit roten Zeigern gehalten. Die etwas wuchtigeren Aussenspiegel konnte man nun von innen verstellen (manuell/elektrisch). Die vorderen Seitenbllinker wanderten etwas zurück, die Türschlösser unter die Türschnallen. Ab 1,8 gab es vorne elegante weisse statt den orangen Blinkercellonen und hinten Nebelschlussleuchten in das Heckblech unter den Heckleuchten integriert, optional sogar mit Scheinwerferwaschanlage! Der Sicherungskasten wandert ins Wageninnere, links neben der Lenksäule.

1982 bekamen alle Giuliettamodelle das neue, große Emblem vorne und ab jetzt auch am Heckdeckel, 1,6 und 1,8 erhielten eine neue elektronische Zündanlage und einen längeren fünften Gang. Die 1,6 wurde an die Ausstattung der 1,8 angeglichen, mit Zentralverriegelung und elektrischen Fensterhebern vorne, bei denen die Schalter oberhalb des Innenrückspiegels neben der Digitaluhr angeordnet wurden!
innen waren die Schalterideogramme nun grün beleuchtet, es gab einen längeren Schaltknauf.

1983 die letzte Rundumkur: neue Stossfänger mit integrierten Nebelscheinwerfern, ein Kühlergrill aus Kunststoff (schwarz bei 1,6, sonst grau) ersetzte den Grill mit Metallherz, Seitenleisten in der Farbe der Stossstangen. Eine Check-Control Einheit überwachte ab nun einige Parameter, rechts neben den Armaturen. Das Armaturenbrett ist neu und nun leider ohne den zusätzlichen Frischluftdüsen links und rechts... Die Schalter für Heckscheibenheitzung, Nebelschlussleuchte, -scheinwerfer und Warnblinkanlage wandern in die Mitte des Armaturenbrettes, über die nun runden 3 Lüftungsdüsen.
Ein Dieselmotor aus dem VM-Regal mit 2 Liter Hubraum und Aufladung (82 PS), sowie die nur 361 mal gebaute Giulietta Turbodelta mit 170 PS erweiterten die Motorenpalette. Die Version 1,3 erhält dieses letzte Facelift erst gegen Ende der Produktion...

Sondermodelle:

Giulietta Super (nur für Italien, 1980) mit Alufelgen, bronzierter Verglasung, hellbraunem Seitenstreifen und braun-beigem Interieur in dunklem Metallic-Grau, limitiert auf 1500 stk.

Giulietta "EC" (extra confort, 1981 in Italien) mit üppiger (...) Ausstattung (Scheinwerferwaschanlage, Nebelscheinwerfer, Stereo-Autoradio sowie mit 14" Alufelgen)

Giulietta TI (in Italien) bzw. Super 1982 als Sondermodell auf anderen Märkten - bereits mit neueren Armaturen, zweifärbigem Armaturenbrett (schwarz/grau, graues Lederlenkrad) und besserer Ausstattung (z.B. Scheinwerferwaschanlage und Nebelscheinwerfer) sowie mit 14" Alufelgen. Die Stosstangen sind invertiert lackiert, sie ist in den Farben schwarz und silber erhältlich.

Giulietta "L" (1983 in Italien) mit magerer Ausstattung zum günstigeren Einstiegspreis

Giulietta Zender (nur in Deutschland ab 3. Serie) mit Zweifarbenlackierung in fünf Kombinationen und 15" Alufelgen mit "AR"-Logo

Giulietta Turbodelta mit Turboaufladung und Vergaser, 2 Bremszangen je Seite vorne, Ladedruckanzeige in der mittleren Luftdüse und rötlicher Innenausstattung (nur 361 stk.)

- Version "EC" und "L" mit 1,6 und 1,8, alle anderen mit 2 Liter Motor

Ende 1985 lief die Produktion der Giulietta aus.