Müde, erschöpft, aber noch voller Adrenalin, 1000 Bildern im Kopf und glücklich auf eigener Achse Hamburg erreicht zu haben. Waldemar hat uns mit Birra Moretti empfangen. Irgendwann sind wir ins Bett gegangen - nein eher umgefallen.
Am nächsten Morgen: Ausgeschlafen - zumindest einigermaßen.
Als erstes haben wir beide Autos ausgeräumt und Gepäck, Werkzeug und Ersatzteile aufgeteilt. Natürlich auch noch das Kofferraumdeckelscharnier provisorisch repariert.
Dann haben wir die Reparatur der Roten Alfetta vorbereitet. Schließlich mußte die ja noch nach München/Westerham weiter. Eine intakte Kupplungsglocke haben wir mit einer neuen Kupplung bestückt:
Dann sind wir mit dem fertig vorbereiteten Teil in Waldemars Prüfstelle gefahren und haben dort nach Feierabend die Kupplung getauscht. Ziemlich gespannt waren wir, was uns bei dem alten Teil erwarten würde:
alt und neu:
Luxuriöse Schrauberumgebung!!!!
Entspannte zwei Stunden später war die Eisalfetta wieder fit. Keine bösen Geräusche mehr, alles wieder so wie es sein soll.
Die beiden Lager der Eingangswelle zur Kupplung hatten tatsächlich gefressen. Normalerweise dreht sich das in der Glocke ganz leicht - hier ging es nur noch mit erheblichem Kraftaufwand. Das habe ich auch schon am Motorlauf im Leerlauf gespürt. Der Motor hatte zu kämpfen, nicht abgewürgt zu werden. Ein Schaden, den keiner von uns in jahrzehntelangem Transenfahren schon mal erlebt hatte. Über 3000 Kilometer hat das lädierte Lager aber noch überstanden.
Frank und Jan haben nach der Reparatur ihren Heimweg angetreten. Ich bin noch eine Nacht bei Waldemar geblieben und am nächsten Morgen nach Bayern gerollt.
Auch die schönste Party ist mal zuende.
cap Werner
Wenn man durch die Patina durchstochern kann, dann ist es Rost!!!..........
Wir werden wohl noch ein paar Tage (oder einiges mehr) brauchen, um alles Erlebte sacken zu lassen. Für Jan und mich war es die Tour unseres Lebens.
Natürlich kein Abenteuer wie eine Saharadurchquerung und erst recht nicht annähernd das, was Baghetti, Taroni und Galiani 1973 mit ihrem "Raid capo nord capo sud" geleistet haben. Deren Trip erscheint mir jetzt noch viel unglaublicher.
Man fährt bis ans Ende Europas auf perfekt ausgebauten Straßen. Bis ans Ende Europas kann man sich auf wunderbar ausgebaute Infrastruktur wie Tankstellen, Internet, Unterkunftsmöglichkeiten etc verlassen. Wir haben so viel Begeisterung über die Alfetten erlebt. Die entspannte Hilfsbereitschaft der Skandinavier ist entwaffnend. Davon kann man nur lernen. Mancher mag sich jetzt fragen: und wo war da jetzt das Abenteuer?
Das Wetter könnte eine Herausforderung werden. Wir hatten viel Glück und perfektes Wetter. Es hätte sogar für unseren Geschmack noch eisiger sein dürfen. Das aber kann man nicht buchen und muss es nehmen, wie es kommt. Es hätte ja durchaus auch extrem kommen können.
Auch die Fahrzeuge könnten zur Herausforderung werden. Eine zum Rallyeauto umgebaute Alfetta aus den 70er Jahren ist da sicher nicht die bevorzugte Fahrzeugkategorie. Aber für uns MUSSTE es genau diese Alfetta sein. Nur sie konnte sich standesgemäß vor Baghetti, Taroni und Galiani verneigen.
Ich bin überzeugt, wir waren gut vorbereitet. Gut genug um über 40 Jahre alte Fahrzeuge für so eine Reise zu benutzen. Von einer Sache bin ich überzeugt: Ein in der Garage gehegtes Fahrzeug hätte es nicht geschafft. Beide Alfetten waren vorher im Einsatz. Standschäden, wie sie bei Liebhaberfahrzeugen nunmal häufig vorkommen, wären uns zum Verhängnis geworden. Wahrscheinlich gibt es einfach gar nicht mehr so viele Alfetten, die so bewegt werden, dass sie so eine Tour schaffen. Vom Prinzip her lacht eine Alfetta, die gut im Saft steht, über so eine Aufgabe.
Ein wenig Statistik:
Die Laufleistung der Roten am 17.02.2024:
Laufleistung am 08.03.2024:
Das waren gesamt 8614 Kilometer. Durchschnittsverbrauch: 9,02 Liter/100 Kilometer Ölverbrauch: 5,0 Liter 10W40
Zu den Defekten an der Roten Alfetta: Km 2300: Gepäckträger Kofferraum verloren. Die Konstruktion des Trägers war dem Gewicht anscheinend nicht gewachsen. Mit Spanngurten stabilisiert hat das dann durchgehalten. Km 3500: Wir hatten Startprobleme und wollten der kämpfenden Batterie mit einer leistungsstärkeren Lichtmaschine (65A statt 45A) wieder auf die Sprünge helfen. Ersatzteil hatten wir dabei. Mit der stärkeren Lichtmaschine war es erstmal besser. Km 3900 Wieder Startprobleme uns Zündaussetzer. Als Ursache war schnell die Zündspule (Boschteil) identifiziert. Ersatzteil hatten wir dabei. Tausch ist eine Sache von wenigen Minuten und ab da war alles wieder bestens. Km 3900 Das Lager vom Kupplungsschwung meldet sich. Wird langsam schlimmer, hält aber bis Hamburg durch. Km 4500 Batterietausch. Die verbaute 3 Jahre alte 60AH schwächelte. In Alta gabs eine neue 70AH - damit war wieder alles perfekt. Thema Stromversorgung war damit endgültig abgearbeitet. Km 6800 Schanierumlenkung Kofferraumdeckel bricht. Dem Gewicht war es letztlich nicht gewachsen. Den Schaden haben wir selber zu verantworten.
Das war es.
Die silberne Alfetta hat wegen der kürzeren Anreise in Summe 800km weniger abgespult. Defekte hier:
Handbremsseil ausgehakt. Ein leidiges Thema - das neu vor der Tour eingebaute Ersatzteil hatte leider eine miese Qualität. Dafür kann die arme Alfetta wirklich nix.
2x Reifenschäden. Für die beiden Platzer unserer Jugoslawen konnte die Alfetta nun auch nix. Schäden die wir zugegebenermaßen ein wenig provoziert haben. Spieltrieb großer Buben halt........
Etwas Feintuning am Vergaser zwischendurch.
Relativ hoher Ölverbrauch unter Last. Das wußten wir aber. Jan hatte auf diesen Motor zurückgreifen müssen, wohlwissend dass der diese Schwäche hat. Im Vorfeld waren die anderen Optionen verbraucht.
Es waren technisch alles handelbare Herausforderungen für uns.
Darum zum Abschluß dieses Blogs noch ein Bild zum Geniesen:
ciao a presto Werner
Wenn man durch die Patina durchstochern kann, dann ist es Rost!!!..........
Ich beneide Euch . So eine Tour ist etwas , was man seinen Lebtag nicht vergessen wird. Vor allem das Ihr die Strecke mit " alten Kisten " zurückgelegt habt... Das zeigt mal wieder, das gerade die älteren Fahrzeug doch erheblich besser sind als der ganze Neue "Hightech Krempel". ich werde mir gleich mal die ganze Reise genüsslich ansehen. Ihr hättet einen Film drehen sollen... wäre bestimmt ein Fantastischer Streifen geworden. Ein guterFreund - oder besser gesagt zwei gute Freunde von mir sind vor Jahren bei der Carrera Pan Americana mitgefahren, und haben dabei auch einen Film gedreht- sehenswert , weil eben nicht Vollprofessionell .
nochmals HUT ab vor Eurer Leistung ( und der, der Alfetten )
Eines möchte ich auch noch los werden: Es hat uns wirklich Spass gemacht, das Ganze hier zu dokumentieren. Das Feedback von Euch hat uns jeden Tag sowohl sehr gefreut als auch motiviert, uns abends hin zu setzen und auch den nächsten Tag zu dokumentieren. Ist irgendwie so eine Art Tagebuch geworden. Das bleibt dann auch für uns! Vielleicht motiviert es auch den einen oder anderen, seine Transe zu entstauben und damit auf Achse zu gehen. Mehr kann man nicht erleben. Die Kisten danken es einem und zahlen es mit Zins und Zinseszins zurück.
Danke, dass Ihr dabei wart.
cap Werner
Wenn man durch die Patina durchstochern kann, dann ist es Rost!!!..........
Tolle Aktion, super Berichte und Bilder - echt war!
Freu mich riesig darüber, dass ihr die Tour gesund und munter geritten habt, es euch so gut gefallen hat und die Alfetten quasi wieder startbereit für ein nächstes Abenteuer sind.
Sehr gerne habe auch ich Eure Routen und Berichte verfolgt was speziell dann ein Motivator war wenn man (noch hinter Plan) Nachts vom Schrauben aus der Garage kam oder noch dort war.
Die Bilder und Erfahrungen im Kopf kann Euch niemand mehr nehmen - und das ist gut.
vielen Dank für Euer Tagebuch, es war fast so, als wären wir live dabei gewesen. Jeden Morgen habe ich drauf gefreut, wieder neues zu lesen und neue tolle Bilder zu bekommen. Klasse! Herzlichen Glückwunsch, dass Ihr es geschafft habt, das kann Euch keiner mehr nehmen. Und die Eindrücke werden Euch für immer bleiben.
Hallo Werner,
vielen Dank für den tollen Bericht in der Alfa Classic. Ein wenig war ich beim Lesen des Aritkels bei Euch im Auto.
Da hast Du mir einen Floh in's Ohr gesetzt ...
VG, Stefan vom Alfa Classic Club aus dem Saarland. :-)
@all : Unsere Freunde vom AlfaClassicClub haben einen Bericht über unsere Tour in ihrem Clubmagazin veröffentlicht. Der Dank geht an Moritz und Rolf. Auf dem Treffen habt Ihr ein Bier (mindestens) gut bei uns.
cap Werner
Wenn man durch die Patina durchstochern kann, dann ist es Rost!!!..........