Zitat von werner im Beitrag #173Heute Abend kein Bericht.
Aber jetzt!!!!
Tag 18.
Es war die letzte, südlichste Etappe in Schweden. Nachdem wir am Vortag so wunderbar voran gekommen waren, lagen "nur" noch gut 400 Kilometer vor uns. Gefühlt waren wir schon fast in Hamburg. In Wahrheit erwartet uns noch eine Strecke einmal durch Österreich. Ost-West, nicht Nord Süd. Oder von München an den Gardasee.....
Die Dimensionen Schwedens beschäftigen mich nachhaltig. Einmal durch das Land von Nord nach Süd fahren, ist etwa doppelt so weit, wie einmal von Garmisch nach Flensburg. Nur liegen in Deutschland gefühlt 100x mehr Orte und Städte am Weg. In Schweden ist da nur Natur.
Vorgeschriebene Geschwindigkeit auf hervorragend ausgebauten Straßen: in der Regel 80km/h. Manchmal 90km/h, selten, wenn Autobahnähnlich ausgebaut stachelt ein "110km/h" uns und die Schweden zu ungezügelter Raserei an. Für in Deutschland als "Autobahnraser" sozialisiertes Wesen klingt das quälend langsam. In Wahrheit habe ich es als entspannte Fortbewegung empfunden. Irgendwie cool - selbst in unseren Alfas, die ja durchaus forcierte Gangart von Ihren Piloten einfordern. Die Geschwindigkeitsvorgaben sind übrigens keine Empfehlung. Nach den Bäumen haben wir nichts häufiger gesehen, als Starenkästen.
Schweden selbst fahren Volvo. Gefühlt ist die Volvodichte hier höher, als die VW-Dichte in Wolfsburg. Ich verstehe jetzt auch, warum Volvofahrer in Mitteleuropa so scheinbar unambitioniert verstrahlt durch die Gegend gondeln. Die Kisten sind genau dafür gebaut. Weil genau das braucht man in Schweden. Nix heißblütige Amore wie im Alfa. In Schweden ist auch die Quote an Amis - auch klassischen alten Amis - auffällig hoch. Auch das macht jetzt für mich Sinn.
Unsere Unterkunft war diesmal typisch "schwedisch", so wie ich mir das zumindest als "schwedisch" vorstelle. Wald, See, Segelboote, kleine rote Holzhäuschen, idyllisch.
Was ich zuerst für einen See gehalten habe, war in Wahrheit eine fjordartige Bucht der Ostsee. Fjord nicht im Sinne der spektakulären Küste Norwegens. Viel sanfter. Nicht weniger reizvoll. Schären nennt man das hier.
Das wollen wir heute genauer erleben und wählen daher die E22, die laut Landkarte an der Küste entlang in den Süden führt. Nur sehen kann man die Küste von der Straße aus nicht. Da ist Wald.
Das Wetter reißt auf, die rote Alfetta quitscht fröhlich vor sich hin. Aber sie hält sich an die Vereinbarung, die ich mit ihr getroffen habe und läuft. Welch ein Spass!!! Um die Ostsee zu sehen gönnen wir uns zwei Abstecher von der E22. Den ersten nach Revsuddens Hamn. Hamn nennt der Schwede seine Häfen vermuten wir. Bilderbuchschweden. Perfekte Kulisse für unsere beiden Nordkapphaudegen.
Der zweite Abstecher eine knappe Stunde vor unserem Ziel, dem Fährhafen von Karlshamn. Auf dem Bild ist tatsächlich kein Seeufer zu sehen sondern die Ostseeküste. So völlig fremd, wenn man wie ich nur das Mittelmeer kennt und erst ein paarmal die Nordsee gesehen hat.
Wieder bietet ein kleiner Hafen die Fotokulisse.
Die letzten Meter. Die Eisalfetta löst ihr Versprechen ein. Ehrensache.
Wir stehen vor dem Büro unserer Fährgesellschaft.
7750 Kilometer liegen seit dem Start in Westerham hinter der Roten und mir. Ich glaube, ich bin erschöpfter als die Alfetta. Ich schaue sie an - sie schaut mich an.
Sie raunt mir zu: "...und? Wo gehts als nächstes hin???"
ciao a presto Frank, Jan und Werner
Wenn man durch die Patina durchstochern kann, dann ist es Rost!!!..........
Gegen sieben Uhr morgens stehen wir an der Zufahrt zum Fährterminal in Karlshamn. Zwei Alfetten. Mutterseelenalleine.....
Nach 45 Minuten warten, beschleichen uns erste Zweifel, ob das hier auch richtig ist? Seltsam irgendwie. Ich bin ja Bayer und verstehe sowieso nix von christlicher Seefahrt. Aber auch der Ostseekapitän (Jan) und Nordseekapitän (Frank) sind sich nicht mehr ganz sicher.
Dann kommt Rettung in Form einer Radfahrerin. Eine wunderbar liebenswerte Schwedin mittleren Alters begrüßt uns. Wir wären die einzigen Passagiere, die hier auf die Fähre zusteigen. Sie fährt mit dem Fahrrad vorweg, wir sollten folgen - dann finden wir auch das Schiff!
Auch nach gut zwei Wochen bin ich immer noch baff angesichts der entspannten liebenswerten Freundlichkeit der Skandinavier. Beeindruckend.
Also haben auch wir das Schiff erreicht.
Nach 6 Stunden erreicht das Schiff den Zwischenstop in Trelleborg. Beim Einfahren in den Hafen fährt das Schiff über irgend so eine Boje (die vermutlich anders heißt). Jan und Frank wissen das besser - ich habe das gar nicht bemerkt. Unwissenheit schützt auch vor Stress.
Jedenfalls hat auch der Kapitän mitbekommen, dass die beiden das mitbekommen haben. Er kommt von der Schiffsbrücke zu uns herunter um uns zu erklären dass er das - abgesprochen mit dem Hafen - absichtlich gemacht hatte um anlegen zu können. Die Boje wäre wohl nicht an der Stelle, wo sie sein sollte. Ich hab weniger als die Hälfte verstanden.
Es war aber sehr nett und hat uns eingeladen, mit ihm auf die Brücke zu kommen. Während das Schiff ent- und wieder beladen wurde, hat er sich mindestens eine Stunde Zeit genommen, uns das Schiff zu erklären und vom Alltag auf diesen Fähren in der Ostsee erzählt. Für uns ein einmaliges Erlebnis.
Cockpit in etwas anderer Dimension:
Gegen 01:00 Uhr morgens laufen wir in Travemünde ein. Dann gehts direkt nach Hamburg zu Waldemar. Keine 100 Kilometer mehr.
Sogar die Rote quietscht nicht mehr. Sie läuft sonderbar ruhig. So als wäre sie wie ich nachdenklich. Und stellt die unausgesprochene Frage: "Na, was stellen wir als nächstes an???"
Hamburg:
Kollaustrasse - wo alles angefangen hat!
Waldemar hat die Ersatzteile schon zusammengesucht und eine Hebebühne freigeräumt! Für Morgen. Und das Beste: Bei ihm zuhause steht frisches Bier für unseren Empfang bereit.
cap Jan, Frank und Werner
Wenn man durch die Patina durchstochern kann, dann ist es Rost!!!..........
Auch ich verneige mich vor Euch und herzlichen Dank lieber Werner für Deine tollen Tagebucheinträge. Ich werde sie vermissen. Und Eure Erlebnisse werden nun für eine gaaaaanz lange Zeit in Erinnerung bleiben. Ich freue mich, dass ihr so viele positive Erfahrungen gesammelt habt. Gute Heimfahrt nach Westerham. Ich fahre dann morgen mal entspannt nach Italien
Viele Grüße vom „Team Niva“, was am Kap direkt hinter euch geparkt hatte.
Auch wenn wir wegen quengelnden Kindern nur wenige Worte wechseln konnten, hier nochmal viele Grüße!
Gast
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