Tag vier.

Was für ein Tag.
Wir hocken gerade in Sandnessjøen und lassen die letzten 24 Stunden revue passieren.
400 Kilometer in 9 Stunden
Schwer in Worte zu fassen. Ich versuche es trotzdem.

Nachdem wir gestern mehr Strecke gamacht haben, als erwartet, haben wir beschlossen heute die Schnellstrasse E6, die ganz Norwegen von Süd nach Nord durchzieht zu verlassen.
Die E6 ist teilweise Autobahnmäßig ausgebaut, zumindest aber vergleichbar mit großen Bundesstraßen bei uns.
Breit, sehr gut ausgebaut, wenig Kurven, man kommt schnell voran - selbst bei den erlaubten 80km/h. Super um Strecke zu machen - wovon wir ja profitiert haben.
Die E6 wird aber auch von Eis frei gehalten. Und dazu nutzen auch die Norweger Salz. Allerdings nicht so hemmungslos wie bei uns. Eher dosiert. Genau soviel wie es braucht um eine eisfreie Straße zu bekommen.

Was für viele Verkehrsteilnehmer sicher vorteilhaft ist, ist für uns jetzt nicht ganz das gelbe vom Ei..........
Also haben wir uns eine andere Route ausgesucht. Weg von der E6, näher an der Küste. Teilweise auf Inseln und zum übersetzen wollten wir Fähren nutzen.
Nur konnten wir nicht einschätzen, wie das zeitlich klappen sollte.
Vorweg: das ist in Norwegen einfach perfekt organisiert. Inselhopping ist schlicht genial.

Unser Start allerdings war etwas mühsam.
Standheizung war wieder hilfreich.



Die rote Alfetta haben wir mit Gebläse auch innen vorgewärmt. Tja, und dann war die Batterie zum Starten zu schwach.
Zum Überbrücken wiederum muß der halbe Kofferraum ausgeräumt werden. Ok. Das geht besser. Probieren wir morgen nochmal.

Losgerollt sind wir erstmal auf der besagten E6.
Es ist feucht. Die rote Alfetta hat einen eklatanten Nachteil: beschissene Scheibenwischer.
Und es ist Eisregen bei -4°C. Es friert auf der Scheibe und man sieht genau gar nix.
Blöd.
Die silberne mit Frank und Jan an Bord hat es da deutlich besser: bessere Scheibenwischer. Bessere Lüftung. Und den Luxus einer funktioniernden Scheibenwaschanlage.
Weicheier die beiden.

Nach 40 Kilometer verlassen wir die E6 auf die Fv17.
Plötzlich waren wir in einer völlig anderen Welt. Unter den Rädern war jetzt Eis.
Abseits der E6 wird nicht gesalzen. Es wird Sand gestreut. Sand macht stumpfes Eis und auf stumpfem Eis macht Fahren einfach richtig Spass!!!!!!!
Nach dem nächsten Abzweig war nichtmal mehr Sand gestreut - und der Spaß noch größer.

Sand:



Nichtmal mehr Sand:





200 Kilometer geniales Autofahren:







Angekommen sind wir dann an der Fähre Holm/Vennesund. Die erste Fähre des Tages.
Wir warten.
Die Mitwartenden beäugen die beiden Alfetten. Manche sprechen uns an.
Wo wir herkommen.
Wo wir hinwollen.
Alles ausgesprochen entspannt.

Dann rollt ein älterer BMW zum Fähranleger. Ein E30 von 1990. Deutsche Zulassung.
Die beiden jungen Burschen aus dem BMW kommen auch zu uns herüber und wollen natürlich auch das wissen, was die Norweger von uns wissen wollen.
Nette Burschen, die auch zum Nordkapp wollen, aber eine andere Route vor haben. Den Rest des Tages - also zwei weitere Inseln und Fähren - haben wir allerdings den selben Weg.
Wir freuen uns sehr über diese Begegnung - es gibt also doch noch mehr Leute mit den gleichen Spinnereien im Kopf wir uns.

Die BMW-Jungs



Fährimpressionen:













Nach 400 genialen Kilometern erreichen wir in der Dämmerung Sandnessjøen. Unser letzter Stop, bevor wir morgen den Polarkreis erreichen wollen.
Wie war das?
Polarkreis?
Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass ich da jemals hinkomme.
Geschweige denn in einer Alfetta.
Und dann noch in Begleitung einer weiteren Alfetta.
Die Norweger glauben das ja auch nicht.

Übrigens hat ein Fährenkapitän uns einen Tip gegeben: Wir sollen ab jetzt unbedingt auf Spikes umrüsten. Morgen soll es eisig werden.
Was Einheimische sagen, sollte man befolgen.
Gegen 18:30 haben wir ein Quartier gegenüber einer Tankstelle bezogen.
Diese Tankstelle hat eine große Waschbox.
Abgeschlossen.

Wir haben einfach mal gefragt, ob wir dort drin die Räder wechseln können.
Und die Bremsen bei der silbernen Alfetta nachstellen.
Und den Fensterheber der Roten reparieren.............

Kein Problem.
Wir durften.
Und man wollte nichtmal was dafür.
Die Leute hier sind extrem entspannt, freundlich und hilfsbereit. Wirklich jeder, mit dem wir bislang zu tun hatten.

Also habe wir die Chance genutzt und in perfekter Umgebung die beiden Boliden auf Spikes gestellt. Wir sind sogar ein wenig ins schwitzen gekommen.
Die ganze Aktion haben wir auch für etwas GTÜ-Promotion genutzt. Wir haben einige nützliche Unterstützung für unseren Trip von der GTÜ bekommen und das haben wir bei dieser Aktion mal so richtig abgefeiert und fotografisch festgehalten:









Ab morgen fahren wir mit Nägeln in den Reifen.
Ziel ist Bodø, nordlich vom Polarkreis, den wir morgen überqueren wollen.
Spannend.
Von Bodø aus soll es dann weiter auf die Lofoten gehen.
Es bleibt spannend.
Die Alfetten stehen bespiked vor unserer Unterkunft.
Ich glaube, die haben auch Lust auf noch mehr!!!



cap
Jan, Frank und Werner